Die ehemaligen Gubener und Gubiner Kasernen setzten sich aus vier separaten Gebäudekomplexen, die zwischen XIX- und I Hälfte XX-Jahrhunderts erbaut wurden: Kaserne von Moltke von 1935, Muckenberg I und Muckenberg II mit mechanischer Uhr von 1938, Muckenberg III von 1939 und die im 19. Jahrhundert errichtete Garnisonskaserne des Deutschen Heers. Jeder der Komplexe wurde als sog. dezentrale Kaserne betrieben, d.h. es beherbergte alle für eigenständigen Betrieb notwendigen militärischen, sanitarischen und administrativen Gebäude.
Derzeit keine der Kasernenkomplexe erfüllt ihrer ursprünglichen Funktion – die Einrichtungen befinden sich entweder in Privatbesitz oder stehen leer.
Die aus der architektonischen Sicht interessantesten Gebäuden sind:
- ehemalige Kaserne des 27. Panzerregiments (Militäreinheit 3116), Kresowa-Straße 246
- ehemalige Kaserne des 73. Regiments (Militäreinheit 2894) in der Wyzwolenia-Straße
- ehemalige Kaserne des 5. polnischen Nachschubbataillons (Militäreinheit 1280) in der Kresowa-Straße 258
- ehemalige Kaserne des 5. Borderlands Flak-Artillerie-Regiments (5 Geschwätz) mit einer mechanischen Uhr, derzeit ein Internierungslager und ein Gefängnis der Außeneinheit in der Kolonie Wałowice in der Kresowa-Straße
- das ehemalige Gebäude des 5. Medizinischen Bataillons und der Garnisonsklinik (5 bmed GPLek), derzeit eine Klinik in der Kresowa-Straße 258
- ehemalige Kaserne der Armeegarnison des Deutschen Heers in der Bolesława-Chrobrego-Straße, heute Gebäude des Kreisarbeitsamtes in Krosno Odrzańskie, Außenstelle in Gubin, Gemeindeamt Gubin und Kinderheims.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Gubens Geschichte zeichnet sich nicht nur durch ihre rasante, industrielle Entwicklung – es war fast 200 Jahre eine Kasernenstadt, die vier unterschiedliche Wehreinheiten beherbergte:
- Garnison der Armee des Deutschen Heers (1816-1919)
- Garnison der Wehrmacht (1935–1945)
- Garnison der polnischen Armee Polnischer Volksrepublik (1945–2002)
- Garnison der Armee Republik Polens (1990-2002)
Am 4. Januar 1816 begann die Stationierung des 2. Bataillons des 8. Infanterieregiments des Deutschen Heers. Am 7. Februar 1864 verließ das 1. Bataillon des 1. Reserve-Infanterie-Regiments Guben und begann den dänisch-preußischen Krieg um Schleswig – deren erste Kasernengebäude, das bis heute existiert, wurde nah an der Großen Brücke und der Neiße gebaut. In den Jahren 1930-1937 wurde die Garnisoninfrastruktur deutlich erweitert – so entstanden die Kasernen von Moltke in Wyzwolenia-Straße und Mückenbergkaserne in Kresowa-Straße in Komorów. Seit 1945 wurden bis auf die Kaserne des Deutschen Heers alle Garnisonkomplexe bis 2002 für Zwecke polnischer Armee verwendet.
Die politische Transformation der 1990er Jahre führte zu einem allmählichen Rückgang der Truppenstärke in der Garnison. Auf Beschluss des polnischen Verteidigungsministers wurde die Garnison Gubin im Juni 2002 endgültig aufgelöst. Alle Gebäudekomplexe und die dazugehörigen Einrichtungen verblieben in den Händen der polnischen Armee, die diese seitdem an die privaten Eigentürmer verkauft.
So wurde die postmilitärische Anlage in Kresowa-Straße zu einer Untersuchungshaft; die paar Straßennummer von ihr entfernter Kaserne des 5. Medizinischen Bataillons und der Garnisonsklinik wurde teils zu einer Wohn- und Gewerbesiedlung umgewandelt.