Spannende Grenzerfahrungen erwarten den Besucher am östlichen Rand Deutschlands: Die deutsch-polnische Zwillingsstadt Guben-Gubin schlägt Brücken zwischen Ländern und Menschen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Jahrzehntelang markierte die Neiße die Grenzlinie. Heute ist sie das blaue Band, an dessen Ufern Guben und Gubin wieder näher zusammenrücken.
Die Neißestadt gehört zu den ältesten Städten der Niederlausitz überhaupt. Guben (Gubin) wurde im Jahre 1211 als Salzniederlage (Salzhandelsplatz) erstmals erwähnt und erhielt am 1. Juni 1235 durch den wettinischen Markgrafen Heinrich III., der Erlauchte, von Meißen und der Ostmarkt Stadtrecht nach Magdeburger Vorbild.
Die Stadt dehnte sich um den Marktplatz mit Stadtkirche und Rathaus auf einer Fläche von rund 25 Hektar aus. Im Norden und Osten wurde sie durch Lubst, im Süden durch das Werderfließ und im Westen durch die Neiße natürlich begrenzt und geschützt. Bereits seit dem Mittelalter betrieben Gubener Bürger den Weinanbau. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einer beachteten Industrie- und Gartenstadt.
1816/17 setzte die industrielle Revolution in Guben mit der Gründung der Cockerill´schen Wollspinnerei und Aufstellung der ersten Dampfmaschine 1818 zu einem für die Niederlausitz relativ frühen Zeitpunkt ein. Braunkohlenabbau am östlichen Stadtrand ab 1848 und der Eisenbahnanschluss 1846 beschleunigten die Industrialisierung und den Aufstieg Gubens zur Niederlausitzer Hochburg der Textilindustrie, insbesondere der Hutindustrie.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und nach der Jahrhundertwende entstanden zahlreiche Bauten und Einrichtungen, wie z.B. das Gymnasium (1868), das Stadttheater auf der Schützeninsel (1874), die Klosterschule (1875), das Naemi-Wilke-Stift (1878), die Taubstummenanstalt der Provinz Brandenburg (1881), das Wasserwerk (1879), die Pestalozzischule (1902), das Lyzeum (1908), die Hindenburg-Schule (1912), das Stadtmuseum (1913), der Koenig-Park (1904), das Stadthaus und die neue große Neißebrücke (1922/23) sowie die neue Nordbrücke (1924).
Den Aufstieg und Niedergang der Gubener Hutindustrie sowie die Stadt- und Industriegeschichte insgesamt samt zeigt eine Dauerausstellung im Stadt- und Industriemuseum auf dem Areal der einstigen Wilkeschen Hutfabrik an der Gasstraße.
Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Stadt, insbesondere auch der Stadtkern, schwere Zerstörungen. Gravierend wirkte sich die Teilung Gubens in das heutige deutsche Guben und das polnische Gubin, im Ergebnis des Krieges gemäß den Festlegungen des Potsdamer Abkommens, aus. Zwei Drittel des Territoriums – die Oststadt mit der historischen Altstadt sowie die Crossener und Werder-Vorstadt – kamen zu Polen.
Das alte Rathaus, die Ruine der Stadt- und Hauptkirche, die Reste der Stadtbefestigung mit dem so genannten „Dicken Turm“ im heutigen Gubin künden von der wechselhaften Geschichte einer lebenswerten Niederlausitzer Stadt.
Heute ist Guben eine bunte und liebenswerte Doppelstadt. Mit Hochdruck wird hier nach wie vor daran gearbeitet, das Stadtzentrum zu erneuern und attraktiver zu gestalten – und dies mit guten Ergebnissen. Besucher, die heute in die Neißestadt kommen, sind überrascht über die unzähligen unübersehbaren Veränderungen im Herzen Gubens. So zeigen sich die sanierten Hauptstraßen mit viel Grün, auf dem Gelände der ehemaligen Hutfabrik befindet sich ein modernes Kommunalzentrum mit Rathaus, Bibliothek, Musikschule und der Alten Färberei, ein Veranstaltungssaal und vieles mehr.
Besonders stolz sind die Neißestädter aber auch auf ein gut ausgebautes Radwegenetz, das zu vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt, an idyllisch gelegene Seen und landschaftlich schöne Ausflugsziele in der Umgebung führt. Dazu gehört auch die Neiße selbst, die wieder mit Booten befahrbar ist. Auf beiden Seiten des Flusses gibt es Stege und Slipanlagen zum Einsetzen der Boote, und natürlich werden auch die Ufer ansprechend gestaltet. Ein historisches Schmuckstück können die Gäste der deutsch-polnischen Zwillingsstadt erst seit Kurzem bewundern: den komplett neu gestalteten Alten Gubener Hafen, der direkt am Oder- Neiße-Radweg zum Verweilen einlädt.