Objektbeschreibung
Die Bergkapelle ist ein schlichtes, eingeschossiges Gebäude mit einem kreuzförmigen Grundriss. Das hälftig verputzte und zur anderen Hälfte mit Klinkersteinen versehene Bauwerk wird äußerlich von einem Mansarddach und der Kuppel mit Davidstern dominiert. Rundbogenfenster, ein leicht erhöhtes, gerahmtes Portal und ein rundes Fenster mit eingelassenem Davidstern ergänzen die Außenbetrachtung. Im Inneren findet sich ein zentraler Raum mit gewölbter Holzdecke, welche verziert und mit einer Kunstschrift versehen wurde. Der Friedhof mit seinen fast 40 Ar Fläche ist von einer großen Ziegelmauer umgeben. Vom Eingang des Friedhofs aus gelangt man auf dem Hauptweg zu zwei Grabfeldern mit insgesamt 118 mit Namen versehenen, aufwendig verzierten Grabsteinen. Ebenfalls auf den Grabfeldern zu finden ist ein Glockenturmgerüst mit zwei Glocken aus Stahl, sowie ein Gedenkstein in Erinnerung an alle jüdischen Gemeindemitglieder, die von den Nationalsozialisten umgebracht wurden. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts haben hier die jüdischen Mitbürger Gubens und Umgebung ihre Verstorbenen bestattet. Der älteste erhaltene Grabstein ist aus dem Jahr 1856. „Es ist der einzige Ort in Guben, der mehr als 200 ermordeten Gubener Frauen, Männer und Kinder jüdischen Glaubens zu gedenken“.
Das Kriegerdenkmal befindet sich südlich der Kapelle. Es ist ein übermannshoher, kuppelartig abgeschlossener Granitpfeiler über dreistufigem Postament. Auf der straßenzugewandten Seite eingelassene Inschrift »Unseren Helden«, darunter Erinnerungstafel für 38 Gefallene und einen nach dem Krieg Verstorbenen aus Groß Breesen, fünf Gefallene aus Bresinchen und sechs aus Grunewald. Auf der Tafel Dienstgrad, Vor- und Familienname sowie das Todesdatum festgehalten. Seitlich unvollständiger Schmuck in Form eines Lorbeerkranzes. Auf der Rückseite kleinere Tafel mit Zitat aus dem Jäger Marschlied von Albert Methfessel 1813 »Und wer den Tod im heil’gen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland«.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Im Jahr 1839 wurde die jüdische Begräbnisstätte auf einem Areal am sogenannten Reichenbacher Berg angelegt. Der Friedhof wurde auch von umliegenden jüdischen Gemeinden genutzt und im Jahr 1911 durch eine Trauerhalle ergänzt.
In den Pogromnächten 1938 wurde die heilige Stätte geschändet und durch Gefechte im Jahr 1945 weiter zerstört. Im selben Jahr, nach Kriegsende, wurde der Friedhof an den Verband der jüdischen Gemeinden zurück übertragen, die vor dem Krieg 217 Mitglieder starke jüdische Gemeinde in Guben war jedoch ausgelöscht. Aus diesem Grund wurde mit einem Vertrag zwischen dem Verband jüdischer Gemeinden und der evangelischen Kirchgemeinde 1951 eine Vereinbarung abgeschlossen, wonach die evangelische Gemeinde sich verpflichtete den Friedhof zu pflegen und dafür die Trauerhalle für Gottesdienste nutzen durfte. Die Trauerhalle wurde fortan als Bergkapelle Reichenbach bezeichnet.
Erst 1992 wurde der Davidstern auf der Kuppel des Gebäudes wieder angebracht, eine Rückkehr der jüdischen Gemeinde fand bislang jedoch nicht statt.