Objektbeschreibung
Da sich nur wenige moderne Gebäude der 1920er Jahre erhalten haben ist das ehemalige Fabrikgebäude mit seiner funktionalen, sachlichen Formensprache und der Klinkerfassade, ein orts- und baugeschichtlich bedeutsames Bauwerk in Guben.
Das Objekt ist ein straßenbegleitender viergeschossiger Klinkerbau mit Flachdach und großen Industriefenstern, welcher an das Wohnhaus Bahnhof Str. 1 anschließt. Das Gebäude besitzt eine leicht vorkragende, abgeschrägte Ecke in der sich der klinkergerahmte getreppte Haupteingang befindet, welcher durch ein flaches Dach geschützt wird. Über dem Eingang befindet sich ein vertikales Fensterband zur Belichtung des Treppenhauses, welches durch gliedernde horizontale Ziegelbänder und verschränktes Mauerwerk an den Ecken, akzentuiert wird. In der Bahnhofstraße befindet sich zudem ein Nebeneingang, Die Industriefenster in den Obergeschossen sind durch Rollschichten über den Fensterstürzen sowie unter den Sohlbänken zusammgefasst und besitzen in der Bahnhofstraße 15 sowie in der Alten Poststraße 6 Achsen. Die durch den schmalen Vorgarten einfassende Einfriedung hat seine gemauerten Pfeiler und Holzzaunsfelder verloren. Für den Schul- und Ausbildungszweck wurde das Gebäudeinnere entsprechend verändert.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Gustav Steinke gründete die Hutfabrik 1884 in angemieteten Arbeitsraumen in der alten Langer´schen Hutfabrik. Da diese Räumlichkeiten schnell zu klein wurden, wurde 1890 eine moderne Fabrikanlage, in der Alten Post Str. 31 errichtet. Diese Fabrikanlage war spezialisiert auf die Herstellung steifer Wollhüte, den sogenannten Melonen. 1911 wurde die Firma zunächst in eine GmbH und 1922 in die "Vereinigte Hutwerke AG Werk Guben I", umgewandelt. 1927-1928 wurde der Fabrikkomplex, unter der Leitung des jüdischen Unternehmers Martin Rosenthal, entlang der Bahnhof Str. nochmals erheblich erweitert. Ein weiterer späterer Eckanbau verband die Gebäude der Bahnhof Str. und der Alten Post Str., wurde jedoch durch ein Großfeure vom 6. zum 7. Juni 1938 zerstört. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Produktion entgültig stillgelegt. Da die örtliche Industrie nach Kriegsende den zahlreichen Jugendlichen nur begrenzt Arbeitsplätze bieten konnte, wurden Aus- und Umbaumaßnahmen in leerstehenden Gebäuden genutzt um insbesondere das Angebot an Berufsausbildung zu verbessern. Ebenso beim ehemaligen Fabrikgebäude in der Bahnhof Str. 2: am 01.09.1950 wurde die Nutzung des Objektes, als Berufsschule mit Lehrlingswohnheim wieder, aufgenommen. Ab März 1954 zog auch die Volksmusikschule in den Räumlichkeiten ein.
Heute wird das Objekt als Berufsschule des Gemeinnützigen Berufsbildungsvereins Guben e.V. genutzt.