Objektbeschreibung
Die Villa wurde im neobarocken Stil errichtet und besitzt städtebauliche, künstlerische und geschichtliche Bedeutung.
Die Villa ist als zweiteiliger, zweigeschossiger Putzbau mit L-förmigen Grundriss und Walmdach, erbaut. Unter dem Traufgesims befindet sich ein umlaufender Klötzchenfries mit Zierband. Straßenseitig (südwestlich) ein schwach ausgebildeter Mittelrisalit mit Tympanon in dem sich zwei liegende mythologische Figuren befinden sowie eine stilisierte Wappenkartusche mit der Jahreszahl 1879. Die gerahmten Fenster im Obergeschoss besitzen segmentbogige Verdachungen. Im Erdgeschoss der Nordostseite befindet sich ein Erker mit Dreiecksgiebel sowie im Obergeschoss eine über Eck hergestellte gratgewölbte, dreijochige Loggia mit rundbogigen Öffnungen. Auf der Südostseite befindet sich der Haupteingang mit vorgelagerter Freitreppe und einem darüberliegenden pfeiler- und säulengestützten Balkon mit hoher loggiaartigen, korbbogigen Wandöffnung und geschmiedeten Brüstungsfeldern. An der Ostseite befindet sich der Nebeneingang mit Treppenrisalit, hohen Rundbogenfenstern und eiserner Vordachkonsole.
Auf der Nordseite befindet sich ein niedrigerer zweigeschossiger Anbau mit flachem Satteldach, Freitreppe sowie Gartenterrasse und illusionistischer Spaliermalerei (Vögel, Blüten, Rankpflanzen) an einer ansonsten schlichten Fassade.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Diese Villa wurde 1879 für den Tuchfabrikbesitzer Friedrich Wilhelm Schmidt errichtet. Der Stadtverordnete und sozial engagierte Bürger, Friedrich W. Schmidt war der erste Gubener Fabrikant in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welcher nach englischer Art, gemusterte Herrenstoffe herstellen ließ. Die Tuchfabrik befand sich in unmittelbarer Nähe, östlich der Villa und war ein sehr erfolgreiches Unternehmen, welches Friedrich Wilhelm Schmidt außerordentlichen Wohlstand bescherte, was sich in seiner eigenen Villa aber auch in den benachbarten, ebenfalls der Familie gehörenden Gebäuden (Berliner Straße 15 & 16), wiederspiegelt. Nach seinem Tod im Jahr 1903 übernahm sein Sohn Friedrich das Anwesen. Die Villa wurde 1946 im Rahmen der Reparationsleistungen demontiert und im Jahr 1948 zu einer Poliklinik umgebaut. Die unmittelbar östlich gelegene Tuchfabrik wurde 1949 zu einem Krankenhaus umgebaut. „Im Jahr 1992 wurde die Einrichtung dem Wilkestift angegliedert und nach Um- und Erweiterungen im Wilkestift als Krankenhaus geschlossen“. Diese Nutzung wurde ca. im Jahr 2000 aufgegeben. Seit ca. 2006 wird die Villa, nach umfassenden Sanierungs- und Umbauarbeiten, als Arzt- und Physiotherapiepraxis sowie Wohnungen, genutzt. Die unmittelbar angrenzende ehemalige Tuchfabrik wird als Senioremheim genutzt.