Objektbeschreibung
Die Immobilie im westlichen Stadterweiterungsgebiet ist ein gut erhaltenes Beispiel der großbürgerlichen Villenarchitektur mit baukünstlerischem Wert sowie familien- und ortgeschichtlicher Bedeutung. Bei dem Objekt handelt es sich um einen fünfachsigen, eingeschossigen Putzbau mit Souterrain und ausgebauten Dachgeschoss (Satteldach). Des Weiteren besitzt das Objekt einen Turmbau sowie auf der westlichen Hofseite einen Seitenflügel (Küchentrakt und Saal) mit Pultdächern. Eine Freitreppe mit Glasdach auf filigranen Eisenstützen, ziert die südliche Giebelseite. Die östlichen Straßenansicht ist spätklassizistisch mit fein gearbeiteten Stuckelementen gestaltet. Rechtsseitig ein kleiner, zurückspringender, einachsiger Anbau mit Dachterrasse hinter dem sich der zweigeschossige Turmbau mit Dreiecksgiebeln zu allen vier Seiten befindet. Des Weiteren, von Kompositkapitellen und Pilastern mit Marmorimitation eingefasste, Fenster sowie ein gerundeter Erker, welcher mit geschweifter Traufe und kannelierten Säulen, die Mittelachse betont. Unter dieser Erkertraufe Verzierungen von Akanthusfries und Konsolen sowie ein kräftiges umlaufendes Kaff- und Sockelgesims. Sämtliche Fenster, einschließlich der der großen Fensterfront im Süden des Saalanbaus, sind erneuert. Die Fenster des Hauptgeschosses sind dabei dem Original angepasst. Des Weiteren ist die innere Raumstruktur des Hauptgeschosses erhalten wurden. So finden sich hier Doppelflügeltüren, eine holzvertäfelte Decke im Durchgangszimmer sowie straßenseitig zwei großzügige Räume, welche zueinander geöffnet sind. Den kleineren Raum ziert eine bereicherte Holzdecke und aufwendige Blumenkörbe und Masken. Den Saalanbau (Wintergarten) erreicht man über eine breite, mit verzierten Pfosten und gesägten Brettdoggen gestaltete Treppe. Im Saal findet man heute noch den bauzeitlichen Fliesenboden sowie zwei Eisenstützen, welche ursprünglich ein Glasdach trugen.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Die in der Häuserreihe leicht zurückgesetzte Villa auf der Südseite der Berliner Str. wurde um 1890 erbaut und befindet sich kurz vor der Einmündung der Grün Str. Eigentümer der einst von einem Villengarten umgebenen Anwesen, war der geheime Kommerzienrat Friedrich Wilke, Sohn des Gründers der Hutfabrik Carl Gottlob Wilke. Nach dem Tod von Friedrich Wilke 1908, welcher 1909 als Ehrenbürger postum geehrt wurde, übernahm sein Sohn Max die Villa und übertrug sie in Form einer Schenkung an die Stadt, um hier ein Jugendheim einzurichten. Somit entstand, nach Übergabe des Objektes am 16. Juni 1913, in der Villa in der Berliner Str. 35 das erste „Städtische Jugendheim“ für männliche Jugendliche in der Provinz Brandenburg. Nach 1945 befand sich hier die Kreisleitung der Freien Deutschen Jugend und später der „Klub der Volkssolidarität“. Nach aufwendiger Sanierung (2000-2002) befindet sich in der Villa seit 2002 das Begegnungszentrum der Volkssolidarität Spree-Neiße.