Objektbeschreibung
Die leicht zurückgesetzte Villa zählt mit seiner repräsentativen spätklassizistischen Formensprache zu den ältesten Zeugnissen der Villenarchitektur westlich der Neiße und ist, städtebaulich sowie bau- und ortsgeschichtlich, bedeutsam.
Der mehrteilige, unterkellerte Putzbau, mit annähernd L-förmigen Grundriss, besitzt an der östlichen Straßenfront einen zweigeschossigen Mittelrisalit von drei Achsen mit Eingang im Erdgeschoss, welcher mit zwei Fenstern flankiert ist. Im Obergeschoss darüber befindet sich der Balkon, welcher von je zwei korinthischen Säulen und Pfeilern mit Kapitellen, gestützt wird. Die Balkontür sowie die Fenster im Obergeschoss sind rundbogig und durch eine gerade Fensterverdachung zusammengefasst. Darüberliegend ein Kranzgesims mit ornamentalem Fries sowie Frauenrelief. Der Dreiecksgiebel des Satteldachs ist reich mit Stuck verziert. Beidseitig des Mittelrisalits befinden sich eingeschossige Anbauten mit abgewalmten Dächern und straßenseitig jeweils zwei hochrechteckigen Fenstern mit Fensterspiegel und -Verdachung, welche durch Volutenkonsolen gestützt werden und Verzierungen von Frauenkopf und Fries, besitzen. Darüberliegend eine abschließende Balustrade.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Die prunkvolle Villa wurde um 1875 errichtet und war über einen längeren Zeitraum im Besitz der Berlin-Gubener Hutfabrik (BGH), deren Fabrikgebäude sowohl nördlich als auch westlich direkt an die Villa angrenzten. Direkt von dem 2. Weltkrieg war Dr. jur. Alexander Lewin der Besitzer des Immobilienkomplex, der „seit 1914 als Vorstandmitglied und seit 1920 Generaldirektor der BGH“ agierte (vgl. ACOL. Am 6. März 1933 wurde er erneut einstimmig zum Vorsitzenden der Industrie- und Handelskammer Cottbus wiedergewählt, musste jedoch sein Amt einen Monat später aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Druck aufgeben. Die politische, nationalsozialistische Lage zwang ihn Anfang September 1938 sein Vorstandsmandat der BGH abzugeben. Ein Jahr später flüchtete er mit seiner Familie in die Schweiz. Am 4. August 1941 entzog ihm der Reichsinnenminister die deutsche Staatsbürgerschaft - sein ganzes Vermögen u. a. auch die Villa wurde beschlagnahmt.
Ab 1945 und während der gesamten DDR-Zeit, bot das Gebäude vielen Familien ein Zuhause. Ab 1992 stand das Objekt dann leer bis 2011 ein Eisenhüttenstädter Unternehmer das Objekt kaufte, um es bis 2016 umfangreich zu sanieren, für die auch heute noch bestehende Nutzung als Seniorenresidenz.