Objektbeschreibung
Ein großzügiger, modern gestalteter Platz mit einem Gebäudekomplex auf dem Gelände der ehemaligen Hutfabrik C. G. Wilke, der Elemente der Industriearchitektur der Mitte des 19. Jahrhunderts mit modernen Aspekten verbindet. Der sanierte Gebäudekomplex aus miteinander verbundenen Gebäuden beherbergt die Stadtverwaltung, das Messegelände, die Musikschule und die Stadtbibliothek. Alle Gebäude, mit Ausnahme der Alten Färberei, sind zwei- bis dreigeschossig und mit flachen Satteldächern abgeschlossen. Die aufwendig gestaltete Fassade aus dem 19. Jahrhundert und die monumentalen, historisierter (italienische Neorenaissance) Treppenhäuser in Form eines Turms wurden mit großformatigen, eisenummantelten Fenstern verglast. Das am nächsten an der Promenade am Dreieck liegende Gebäude wurde mit weißem Putz verkleidet; die Fassade des hinteren Teils wurde in ihrer ursprünglichen, rohen Ziegelform belassen. Die einstöckige Halle „Alte Färberei“ wird durch drei große, Hauben artige Schornsteine auf einem Flachdach gekrönt. Über dem ehemaligen Fabrikhaupteingang wurde das originelle Wappen der Stadt Guben von 1822 angebracht.
Das Areal wird durch eine abwechslungsreiche landschaftsarchitektonische Gestaltung abgerundet, die viele interessante Wasser- (Längsbrunnen) und Grünelementen (Blumenbeete, Obstbäume, Sträucher) verbindet.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Mit der Umbenennung des ehemaligen Rathausplatzes in Friedrich-Wilke-Platz im Juni 2008 zollt die Stadt dem Hutfabrikanten Anerkennung für sein leidenschaftliches Engagement für die Neißestadt. Die Hutmacherfamilie Wilke hatte seit der Erfindung des witterungsbeständigen Wollfilzhutes ab 1854 ein weltbekanntes Unternehmen aufgebaut, welches maßgeblich zur Entwicklung der Neißestadt zur Hutmetropole Europas im 19. Jahrhundert beitrug. Die wirtschaftlichen Erfolge wurden von Friedrich Wilke großzügig in der Stadt reinvestiert. Den schicksalhaften Tod seiner Tochter Naemi mit nur 14 Jahren nahm er beispielsweise zum Anlass ein Kinderkrankenhaus zu errichten - das heutige Naemi-Wilke-Stift. Seiner Kirchgemeinde, den evangelisch-lutherischen Gläubigen, stiftete er die Kirche des guten Hirten, welche noch heute genutzt und besichtigt werden kann. Von der imposanten, zentral gelegenen Villa der Familie Wilke blieb nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg nur noch das Torbogenhaus erhalten.
Die für Guben so prägende Persönlichkeit starb tragisch im Oktober 1908 bei einem Eisenbahnunglück.