Objektbeschreibung
Die Stadtkirche in Gubin ist eine östlich orientierte, spätgotische Backsteinanlage mit sichtbarem Einfluss der pommerschen Sakralbauschule von Hinrich Brunsbergs. Trotz den, während des Zweiten Weltkriegs erlittenen, erheblichen Schäden ist der dreischiffige Hauptbaukörper mit vier Feldern und das Presbyterium mit einer polygonalen Umgehung gut erhalten. In vergleichbarem Zustand sind die Umfassungsmauern der Kirche mit Strebepfeilern, Pfeilern, der Westteil des Turms, Kapellen und der Nordteil der Sakristei erhalten. Letztere ist mit einem zweifeldrigen Rippengewölbe verziert. Die zwischen den Strebepfeilern gelegenen Kapellen, die mit Stern- und Netzgewölben und -dächern abgeschlossen sind, ziehen sich um den gesamten Kranz der Kirche. Der sechsstöckige Turm wurde mit einem Dachboden und einer achteckigen Laterne gekrönt, die mit einer gewölbten Kuppel bedeckt war. Die zum Turm führende Wendeltreppe und der zwischen der 4. und 6. Etage gelegene Hörsaal mit Tribüne und Pult wurden für die touristische Nutzung freigegeben.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Die Ruine der Stadtkirche ist der Mittelpunkt der Stadt und trotz des Zustands ihr prächtigstes Denkmal. Die erste Erwähnung der Hauptkirche stammt aus dem Jahr 1324. Damals war Guben eine der größten Handelsstädte Schlesiens und der Lausitz. Die Kirche wurde im romanischen Stil in Form einer dreischiffigen Basilika erbaut. Infolge von Schäden nach Erdbeben im 14. Jahrhundert wurde das Gebäude aus Sicherheitsgründen abgerissen. An ihrer Stelle wurde eine neue gotische Kirche mit einem sechsstöckigen, rechteckigen Turm mit Vorhalle gebaut. Die endgültige Form und architektonische Gestaltung erhielt die Kirche 1844. Das Gotteshaus geriet am 19. Februar 1945 als Ziel sowjetischer Artillerie in Brand. Die Schüsse und das Feuer brachten die Anlage zum Verfall.
Durch die enorme Zerstörung der Stadt von etwa 90 % im Zweiten Weltkrieg sowie die landesweite Priorisierung des Wiederaufbaus Warschaus und der kritischen Infrastruktur wurde der kostspielige und arbeitsintensive Wiederaufbau der Kirchenruine in den Hintergrund gedrängt. Erst über 60 Jahre später, im Jahr 2005, wurden die polnische Stiftung Fara Gubińska, das Polnisch-Deutsche Begegnungszentrum und der Deutsche Verein zur Förderung des Wiederaufbaus der Pfarrkirche gegründet. Dank dieser Initiative erhielt die Kuppel des Kirchturms am 1. Juni 2007 einen neuen Helm. Im selben Jahr wurde die Krone der Mauern renoviert und das Innere der Kirche zuvor gereinigt, wobei hunderte Tonnen Schutt entfernt wurden. In den Jahren 2011-2012 wurden im Turm neue Betondecken und Metalltreppen eingebaut. 2011 wurden am Turm neue Fenster eingebaut und am 9. Juni 2017 wurde ein neues Symbol feierlich übergeben - eine Wetterfahne an der Spitze des Kirchturms.
Im Jahr 2021 begannen weitere archäologische Arbeiten, die sich auf die Erforschung des Barockaltars konzentrierten. Weitere konkrete Pläne im Zusammenhang mit der Fara sind nicht bekannt. Zu beachten ist, dass Sanierungs- und Konservierungsarbeiten in diesem Umfang sehr hohe finanzielle Aufwendungen seitens des Ministeriums oder der Europäischen Union erfordern.