Objektbeschreibung
Der Brunnen ist ein einfaches, kreisförmiges hydrotechnisches Bauwerk aus Stein, in dessen Mitte der zentrale Teil des Brunnens auf einem runden Sockel platziert ist, der mit vier Fischen verziert ist. An der Spitze des Sockels befindet sich eine Steinkugel, die als Symbol für die an ihrer Stelle stehende Barockskulptur "Ein Junge mit einem Karpfen" aus dem 18. Jahrhundert steht.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Die Idee, die Skulptur zu schaffen, wurde 1788 von den Behörden der Stadt Guben aufgegriffen und sollte zunächst einen öffentlich zugänglichen städtischen Wasserbrunnen schmücken, der sich damals im Bau befand. Der damalige Bürgermeister wandte sich dank der Empfehlung eines in Berlin lebenden Gubeners, Herrn Görtitz, an den Künstler-Bildhauer Meltzer mit der Bitte, eine geeignete Skulptur zu entwerfen und anzufertigen. Nachdem das Rathaus einen Entwurf ausgewählt hatte, der einen barocken 3-jährigen Knaben darstellt, der mit beiden Händen einen Karpfen hält, begann der Bildhauer seine Arbeit, mit der Absicht, sie bis zum Vorabend von St. Johannes 1789. Aufgrund der laufenden Arbeiten an Großprojekten im Berliner Raum, also dem Bau des Schlosses Monbijou, des Schlosses Charlottenburg und des Brandenburger Tors, hatte der Künstler jedoch große Schwierigkeiten, das Zielmaterial aus den Steinbrüchen seiner Wahl in Pirna zu beschaffen, was dazu führte, dass die Arbeiten um ein Jahr verlängert wurden. Im Sommer 1790 war die Skulptur fertig und wurde vom Gubener Schiffer Samuel Straße auf dem Wasserweg von Berlin über Ratzdorf nach Gubin transportiert. Die Errichtung der Skulptur wurde durch einen Großbrand in der Innenstadt behindert, der 231 Haushalte und Dienstleistungsgebäude zerstörte und Hunderten von Menschen ein Zuhause und eine Existenzgrundlage beraubte. Aufgrund dieser Tragödie trat Meltzer, der nach der Auslieferung der Skulptur eine Überzahlung von 50 Talern für seine Arbeit erhalten sollte, aus dieser zurück, um die Stadt zu unterstützen. Der 230 Taler teure "Junge mit Karpfen" wurde schließlich im Herbst 1791 auf einem brunnenähnlichen Stausee platziert, der in der Höhe des Sockels mit Delphinköpfen gekrönt war. Das auf dem Hauptplatz vor der Pfarrkirche und dem Rathaus stehende hydrotechnische Gebäude diente den Einwohnern von Gubin auch als Freiwasserbrunnen.
Aus unbekannten Gründen wurde die Skulptur Ende der 1840er Jahre aus dem Brunnen entfernt und tauchte 1859 auf einem Privatgrundstück an der Kreuzung Wilke-/Gasstraße, im Besitz des damaligen Stadtbaumeisters und Besitzers des Gaswerkes wieder auf.
Im Jahr 1908 beschloss der Stadtverschönerungsverein, die Skulptur aus dem 18. Jahrhundert in den neu angelegten Stadtpark (Wilhelmsplatz, heute Mickiewicza-Park) zu versetzen und sie auf einem runden, mit vier Fischen verzierten Steinsockel aufzustellen. Das Ganze wurde in einen Springbrunnen integriert. Die Skulptur verschwand kurz nach dem 2. Weltkrieg - es ist nicht ganz sicher, ob sie gestohlen oder bei den Kämpfen um die Stadt 1945 zerstört wurde. Derzeit ist anstelle des Jungen eine einfache Steinkugel zu sehen.
Angaben zum Künstler/zur Künstlerin
Meltzer war ein akademischer Bildhauer-Künstler des 18. Jahrhunderts, der an der Königlich-Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften arbeitete.
Kunst-/Kunsthistorische Bewertung
Das dekorative Element des Brunnens besteht aus einem zylindrischen Steinsockel, der in gewisser Weise einer korinthischen Säule ähnelt. Der Sockel erhielt eine unregelmäßige, leicht felsige Form; der hohe Sockel kann mit einem vom Wasser geschnitzten Felsbrocken in Verbindung gebracht werden, der mit Algen bedeckt ist und auf dem eine kurze, gerade Säule ruht. Den Kopf zieren vier große Karpfenköpfe mit weit aufgerissenen Mündern. Der Architrav, oder besser gesagt der Sockel der darüber liegenden Skulptur, ist schlicht gehalten. Vermutlich in seiner Annahme sollte der Brunnen einem kleinen Wasserfall ähneln, der aus dem Maul eines von einem Jungen gezogenen Karpfens entspringt. Schon die Arbeit von Meltzer bezog sich direkt auf die Funktion des städtischen Brunnens und die Bedeutung des Wassers für Gubin selbst. Die die Skulptur ersetzende Kugel hebt diese Beziehung auf - ihre Symbolik und ihr Bezug zur Gesamtkomposition ist nicht ganz klar.
Das Verhältnis der gesamten Form zur Umgebung ist stimmig: Der alte Brunnen und die Farbgebung seiner Oberfläche fügen sich nahtlos in die Umgebung ein. Zuvor ganz vernachlässigt und ohne das Element Wasser, verschwindet die Form im umgebenden Park. Das Ersetzen der Kugel durch eine ausdrucksvollere Form und die Wiederherstellung der früheren Funktion des Brunnens würde das verborgene Potenzial des Körpers erheblich beeinträchtigen.