Objektbeschreibung
Bei der Villa handelt es sich um einen zweigeschossigen Putzbau mit Berliner Dach und annähernd U-förmigen Grundriss. Die historische Fassade mit überwiegend neobarocker Gestaltung, wirkt durch seine vielfältige Stuckelemente (Köpfe, Blattschmuck, Bandelwerk, Kartuschen, Girlanden) und Fensterformate sowie -formen belebt. Das Berliner Dach wird durch Fledermausgauben belichtet und ist größtenteils ausgebaut. Die Fassade zur Alten Poststraße ist siebenachsig mit fast ausschließlich hochrechteckigen Fenstern gestaltet. Eine verputzte, mannshohe Mauer mit wellenförmiger Mauerkrone mit einer Abdeckung aus Zinkblech, bildet die straßenseitige Einfriedung. Zugang zum Areal erhält man durch eine schmuckreiche schmiedeeiserne Tür in einem rundbogigen, mit geschwungenen Umrisslinien abgeschlossenen Durchgang flankiert von zwei liegenden Ochsenaugen mit Ziergittern. Eine weitere schmiedeeiserne Tür sowie ein zweiflügliges Tor befinden sich am nördlichen Ende der Einfriedung zwischen rechteckigen Pfeilern mit Satteldach. Die Südseite der Villa ist hingegen schmucklos gestaltet. Der nördliche Teil des Objektes ist von drei Achsen geprägt. Der mittlere Fassadenteil ist mit einem Erker mit farbigen Bleiglasfenstern, einem großen Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel sowie dem Hauptportal mit einem reich stuckiertem Dreiecksgiebel, gestaltet. Linksseitig dessen befindet sich ein halbrunder Altan mit Balkon und rechtsseitig ein polygonaler Eckturm. Hofseitig findet sich ein Risalit, flankiert von Tierköpfen und geschmückt mit Bukranienfries sowie einem kleinen Balkon mit gemauerter Brüstung im Obergeschoss, Zwerchhaus mit liegendem Ochsenauge und darüberliegenden Frauenkopf. Im nordwestlichen Gebäudeteil findet sich wieder ein Altan mit Austritt. In westlicher Verlängerung befindet sich ein eingeschossiges Bauteil mit hochrechteckigen vielfeldrigen Fenstern, als Wintergarten mit einer östlich gelegen Terrasse, Freitreppe sowie einem begehbaren Flachdach. Westlich des Wintergartens befindet sich ein dreiteiliges, korbbogiges Fenster flankiert von liegenden teilweise farblich gestalteten Ochsenaugen. Südlich des Wintergartens findet sich der Nebeneingang ehemals für die Dienstboten mit Treppenhaus. Im Gebäudeinneren wurde die Raumgliederung weitestgehend erhalten und es finden sich zahlreiche bauzeitliche Details wie Parkettfußböden, Treppen, Kamine, Wandbrunnen und Türen mit teilweise anspruchsvoller Verdachung sowie Wandpaneele, Kassetten- und Stuckdecken.
Entstehungshintergrund, Objektgeschichte
Die Villa wurde Anfang des 20. Jh. für die Fabrikantenfamilie Lehmann errichtet. Die Tuchfabrik Carl Lehmanns Wwe & Sohn wurde unmittelbar an der Neiße, auf der anderen Straßenseite der Villa errichtet. Die Familie Lehmann war von 1850 bis 1945 die größte Arbeitgeberfamilie in Guben und dies sollte sich auch in ihrem Wohnsitzt widerspiegeln. Zu DDR-Zeiten wurde das Objekt als Betriebskindergarten des VEB Gubener wolle genutzt. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte die Allgemeine Ortskrankenkasse hier ihren Sitz. Heute steht das Objekt leer.