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Villa von Dr. Tadeusz Kunicki

Denkmalobjekte

Villa von Dr. Tadeusz Kunicki

Objektbeschreibung

Die Villa von Dr. Tadeusz Kunicki war ein Wohnhaus des ersten und, lange Zeit, einzigen Arztes im Nachkriegs-Gubin, der sich 1946 mit seiner Familie in Gubin niederließ. Kunicki gilt aufgrund seines grenzenlosen Engagements für die Krankenhilfe und seines positiven, einfühlsamen Umgangs mit seinen Mitmenschen als eine der wichtigsten Persönlichkeiten von Gubin.

Sein letzter Wohnsitz war ein prachtvolles Einfamilienhaus im Jugendstil umgeben von einem großen Garten mit vielen dekorativen Elementen der Landschaftsarchitektur vom Ende des 19. Jahrhunderts. Das Innere dieser dreistöckigen, verputzen Backsteinvilla besteht aus sieben Zimmern, zwei Badezimmern und einer Küche. Das Gebäude hat eine Terrasse und drei Balkone. Der Garten verfügt über einen Steinbrunnen mit einer Skulptur und einer dekorativen Wand.

2003 erfolgten die Sanierung und Wärmedämmung der gesamten Dachfläche. Momentan (Stand Mai 2021) steht die Villa zum Verkauf.

Das Gebäude steht zusammen mit den oben genannten Elementen der Landschaftsarchitektur auf der Liste der städtischen Denkmäler.

Entstehungshintergrund, Objektgeschichte

Dr. Tadeusz Kunicki wurde am 28. Oktober 1896 in Wasylkowce, Kreis Kopczyńce, Provinz Tarnopol, in der heutigen Ukraine, geboren. 1907 schrieb er sich am Kaiserlich-Königlichen 6. Gymnasium in Lemberg ein und studierte Medizin an der Universität von Jan Kazimierz in Lemberg. 1926 erhielt er ein Doktortitel der medizinischen Wissenschaften. Trotz der vieler Privilegien und attraktiver Verdienstmöglichkeiten, die sich aus seinem Beruf ergaben, konzentrierte Kunicki seiner Karriere auf Hilfe für die Bedürftigsten und Ärmsten. Er versorgte seine Patienten nicht nur medizinisch, sondern, mangels anderer Möglichkeiten, auch finanziell, indem er selbst Medikamente kaufte oder Frühstück verschenkte und einen Schlafplatz für Menschen bot, die von weit her in seine Praxis kamen. Als Militärarzt im Rang eines Leutnants nahm er 1918 an der Verteidigung von Lemberg und 1920 am Feldzug Piłsudskis in Kiew teil. Im September 1939 kämpfte er in der Region Kielce und war in Gefangenschaft im Oflag Lagerarzt. 1942 kehrte er nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft nach Wasylkowce zurück. Aufgrund der wachsenden nationalistischen Stimmung unter den Ukrainern floh er in die Provinz Kielce, wo er unter dem Pseudonym "Doktor" in den Reihen der Heimatarmee kämpfte. Im Verlauf des Krieges wurde er erneut am Kopf verwundet, was in den folgenden Jahren zu einer fortschreitenden Erkrankung beitrug. Nach Kriegsende hielt er sich kurz in Domaradz auf und zog 1946 mit seiner Familie nach Gubin. In der zerstörten Stadt übte er viele Funktionen gleichzeitig aus: Er war Direktor des Kreiskrankenhauses, Leiter des Gesundheitsamtes, Familien-, Kreis- und Schularzt in zwei Bildungsanstalten und Militärarzt der Garnison.

Anfänglich wohnte die Familie Kunicki in der heutigen Lenino Straße in einem Haus in der Nähe der Neiße. Die Nähe zur polnisch-deutschen Grenze führte dazu, dass die Deutschen genau an dieser Stelle oft illegal den Fluss überquerten, um zumindest einen Teil der in ihren früheren Häusern zurückgebliebenen Gegenstände einzusammeln. In unmittelbarer Nähe des Kunicki-Hauses fand auch grenzüberschreitender Schmuggel statt. Die meisten der am illegalen Grenzübergang erwischten Personen wurden mit einem plötzlichen Arztbesuch erklärt - aus diesem Grund beschloss das Sicherheitsamt, der Familie weit von der Grenze entferntes Gebäude zuzuweisen Bei diesem Gebäude handelte es sich um eine Villa in der Wiejska-Straße (heute Kunicki Straße), die nun als Villa von Kunicki bekannt ist. Hier empfing er, unterstützt von seiner Frau, bis an sein Lebensende Patienten.

Adresse

Dr Kunickiego 4, 66-620 Gubin, Polen

Koordinaten
51.9500635,14.7322494
Jahr der Entstehung, ggf. Veränderungen

1881-1887

Modernisierung: circa 1920

Erschaffer/Architekt
Unbekannt
Objektzustand
Wohnhaus: Guter Zustand, jedoch sanierungs- und modernisierungsbedürftig, Garten: Guter Zustand
Technische Objektdaten

Villa: 400 m² Nutzfläche, 700 m² Gesamtfläche

Grundstück: 4.616 m²

Baumaterial: Ziegel

Praktische Informationen

Villa befindet sich im Privatbesitz, kann aber von der Kunickiego-Straße angeschaut werden

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