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Synagoge (Gedenkstein)

Sehenswürdigkeiten

Synagoge (Gedenkstein)

Objektbeschreibung

Trotz des bedeutenden Beitrags, den die Jüdische Gemeinde zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Gubens geleistet hat, gibt es im öffentlichen Raum derzeit kaum sichtbare Spuren davon - die vier noch bestehenden, d.h. die symbolischen Pflastersteine, der jüdische Friedhof, die Sukka und der Findling zur Erinnerung an sich in der Nähe der Synagoge, sind nicht genug hervorgehoben.

Letzterer ist ein mittelgroßer Stein mit eingraviertem Davidstern, der an der Stelle einer kleinen Synagoge aus dem Jahr 1878 platziert wurde, die während der Kristallnacht zerstört wurde. Der Findling wurde neben einem weitläufigen Kastanienbaum in der Mitte eines mit grobkörnigem Flusskies gefüllten Kreises platziert, zu dem eine von Büschen umgebene Allee von der Dąbrowskiego-Straße führt. Das Ensemble ist in eine ruhige Grünanlage integriert, direkt neben Lubsza, was diesem Ort einen melancholischen Charakter verleiht. Dank der Bemühungen des Vereins der Freunde der Region Gubin wurde eine Informationstafel eingerichtet.

Entstehungshintergrund, Objektgeschichte

Die ersten offiziellen Aufzeichnungen über die jüdische Bevölkerung in Guben stammen aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, als die Gemeinde unter dem Schutz des Gouverneurs der Stadt stand. Bald darauf, in den Jahren 1348 bis 1351, als in ganz Europa Pogrome gegen Juden stattfanden, die für den Ausbruch der Pest verantwortlich gemacht wurden, ging diese Zahl deutlich zurück. Ein halbes Jahrtausend lang lebte die jüdische Bevölkerung Gubens hauptsächlich am östlichen Ende der Stadt, wo mit der Zeit die Judenstraße entstand. Mit der industriellen Revolution kamen immer mehr Vertreter der jüdischen Gemeinde nach Guben, deren Zahl 1841 merklich zunahm. 1849 wurde eine jüdische Gemeinde mit den Städten Guben, Sorau (pol. Żary), Sommerfeld (pol. Lubsko) und Fürstenberg (Oder) (pol. Przybrzeg) gegründet. Die 1837 erbaute kleine Synagoge konnte die dynamisch wachsende Zahl der Gläubigen nicht aufnehmen. Aus diesem Grund wurde 1878 am Kastaniengraben 16 (heute Dąbrowskiego-Straße 26) eine kleine, zweistöckige Synagoge gebaut. Die Wahl des Grundstücks für die Synagoge war kein Zufall: Seine geographische Anordnung ermöglichte es, das Gebäude so zu errichten, dass der Aron ha-kodesz, die sogenannte heilige Truhe mit den Torarollen, an der Ostwand mit Blick auf Jerusalem und den Tempel von Jerusalem aufgestellt wurde. In der Mitte befand sich eine Bima, aus der die Tora vorgelesen wurde; hinter der Tribüne gab es Sitzplätze. Im ersten Stock befanden sich eine Rabbinerwohnung, eine gemeinschaftliche Religionsschule und nach einigen Quellen auch eine Bibliothek. Der letzte Rabbiner in der Gubener Synagoge war Siegfried Winterberg, wohnhaft auf Pfingstberg 26. Wie die Synagoge genau aussah, ist nicht bekannt.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November setzten die Nazis die Synagoge in Brand, zerstörten ihr Inneres und warfen die Tora auf die Straße. Gleichzeitig wurden die Geschäfte und Häuser der Semiten verwüstet - die Menschen selbst wurden geschlagen, gefoltert und zum Teil unter "Schutzhaft" in Konzentrationslager gebracht. Es sei daran erinnert, dass dieses Pogrom kein Einzelfall war, sondern Teil der Judenverfolgung, deren Verschärfung mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang der 1930er Jahre begann: Ende 1939 gab es in der Region Gubin 39 von 202 Juden, von denen nur 2 die Shoah überlebten. Die Ereignisse der Reichspogromnacht und der folgenden Jahre des Zweiten Weltkriegs haben bewusst viele Beweise für die Existenz der jüdischen Gemeinde im öffentlichen Raum von Guben ausgelöscht. Von der Synagoge sind auch keine Fotos mehr vorhanden. Das zerstörte Gebäude wurde Ende 1941 von der Missionsgemeinde der Methodistenkirche übernommen. Vier Jahre später, vermutlich während der Kämpfe um Guben, wurde die Synagoge komplett zerstört.

Zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht, am 9. November 1998, errichteten die Einwohner von Guben und Gubin an der Stelle der Synagoge einen Findling mit goldenem Davidstern mit einer kleinen Gedenktafel, integriert in eine kleine, ruhige Parkanlage.

2008 wurde dank der Bemühungen des Vereins der Freunde der Region Gubin das bisher anonyme Denkmal durch eine Informationstafel ergänzt.

Adresse

Dąbrowskiego 26, 66-620 Gubin, Polen

Koordinaten
51.953827,14.728112
Jahr der Entstehung, ggf. Veränderungen

Synagoge: 1878, in der Reichskristallnacht vom 9.-10. November 1938 teilweise zerstört, zwischen Februar und April 1945 vollständig zerstört. Im selben Jahr komplett abgerissen.

Findling mit Davidstern: 9. November 1998

Informationstafel: 2008

Objektzustand
Gut
Technische Objektdaten

Gesamtfläche: ca. 50m²

Praktische Informationen

Ganztags geöffnet

Gubin
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